Ab dem 24. November 1912 berichteten alle Tageszeitungen in Braunschweig von „einer wirklich imposanten
Versammlung“ des Deutschen Wehrvereins in Braunschweig. Thema: „Ist Deutschland für den nächsten Krieg gerüstet?“ Vortragender war der adlige Generalleutnant Alfred von Wrochem.
Alle Zeitungen berichteten ausführlich. Die Braunschweiger Landeszeitung vom 24. November 1912 schrieb über diese Veranstaltung:
Über 2000 eingedeckte Sitzplätze und zusätzlich viele Stehplätze waren besetzt. Der größte Tagungsort in Braunschweig konnte nicht alle Besucher fassen. Ein ehemaliger Staatsminister, zahlreiche Vertreter des Offizierskorps, viele Studierende der Technischen Universität, Kriegervereine und viele geladene Ehrengäste erwarteten gespannt die Ausführungen.
Der Redner, Generalleutnant Alfred von Wrochem, warb für eine Verzehnfachung des Gefechtswertes deutscher Kompanien, denn nur so „würden [wir] mit einem Schlage wieder die zahlenmäßige Überlegenheit besitzen und französischer Übermut und die frechen Tischreden trunkener englischer Minister würden sofort verschwinden. (Stürmischer Beifall) Kein Feind wird es wagen, die deutsche Faust zu erproben, aber es ist keine Zeit zu verlieren. Wir wollen unsere Jugend zu Männern erziehen […] Dienen heißt nicht kriechen und Deutschsein ist nicht byzantinisch. Sollte es zum Kriege kommen, so muß jede Nachricht, die zum harrenden Volke kommt, eine Siegesnachricht sein. (Stürmischer Beifall) […]
England steht haßerfüllt gegen uns da: es ist der Haß des Krämers gegen den Schädiger seines Geldbeutels. Schwach sind die Männer, die glauben, über die sogenannte schwarze Gefahr mit einem Lächeln hinweggehen zu können. Gott möge verhüten, dass die schwarzen nordwestafrikanischen Horden in unser Land kommen. Was dann, wenn dies nicht verhütet werden könnte? Das Los unserer Frauen und Töchter möchte sich jeder selbst ausmalen! Wir müssen bei einem großen europäischen Kriege die entscheidenden Siege vorweg erringen. Einem mit Millionen ins Land eindringenden Feinde seine Siegeserfolge wieder abzuringen , das wird nicht möglich sein. Der Wehrverein muß dem deutschen Volke die Überzeugung aufdrängen, daß Wehrfragen Vaterlandsfragen sind, die über den Parteien stehen müssen. (Lebhaftes Bravo!)“
Sowohl die Teilnahme von über 2000 Interessierten an dem Vortrag „Ist Deutschland für den nächsten Krieg gerüstet?“ als auch die umfassende Berichterstattung aller Braunschweiger Zeitungen machen deutlich:
Bereits im Herbst 1912 war in Braunschweig bekannt, dass ein Krieg bevorstand. Die Zeitungen in Braunschweig berichteten zunehmend über Kriegsgefahr und Kriegsvorbereitungen. Die geschürte Kriegsbegeisterung ging in der Bevölkerung einher mit einer Kriegsangst. Von Seiten der Arbeiter und der Sozialdemokratie gab es dagegen Proteste.