Wissen Sie, was sich hinter dem idyllischen Namen „Roselies“ verbirgt?
Roselies ist ein kleines Städtchen in Belgien, nahe der Eisenbahnlinie Köln-Paris, welches 1914, in den ersten Wochen des Ersten Weltkriegs, im Durchmarschbereich deutscher Truppen lag.
Belgien war neutral, aber was kümmerte das die kaiserlichen Truppen, welche den feindlichen Franzosen in den Rücken fallen wollten? Als die deutschen Soldaten in Roselies einmarschierten, kam es bei nächtlicher Dunkelheit zu einem unübersichtlichen Feuergefecht, wobei nach dem Bericht eines Braunschweiger Teilnehmers ein Braunschweiger Offizier den 1. Schuss abgab. Für die Soldaten des 92. Braunschweigischen Infanterieregiments war Roselies ihre „Feuertaufe“.
Dazu folgende Tatbeschreibung eines Beteiligten: „Alle Häuser mussten gewaltsam erbrochen werden, es entspann sich im Innern ein wütender Kampf mit Kolben und Bajonett und da man mancher Hausbesatzung nicht habhaft werden konnte, weil die Verteidiger sich auf dem Boden versammelt hatten, so griff man zu dem einzig wirksamen Mittel in solchem Fall, man zündete die Häuser an. Bald stand dann die Dorfstraße an vielen Stellen in Flammen“.
Hitlers Wehrmacht setzte die Tradition fort, indem sie 1938 die neu erbaute Kaserne im Südosten der Stadt nach Roselies benannten. Der Name „Roselies“ war für sie ein Programm für den geplanten Vernichtungskrieg. „Wer den Krieg braucht, braucht das Lob seiner Werkzeuge.“ (Wolfgang Beutin)
Doch auch die Bundeswehr übernahm 1956 diesen Namen, ohne ihn zu hinterfragen. War es Blauäugigkeit oder wollte man die historische Wahrheit nicht wissen?
Noch viel dringlicher stellt sich diese Frage für die Zeit nach dem Abzug der Bundeswehr. Was wusste die Stadt Braunschweig, die das Gelände übernahm? Warum hat sie nicht recherchiert, was es mit diesem Namen auf sich hatte?
Heute, 100 Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkriegs, heißen zwei Neubaugebiete, eine Straße und ein Kindergarten nach dem Ort der Kriegsgräuel von damals.
Im Sommer 2014, hundert Jahre nach dem Beginn des Ersten Weltkrieges, fordern wir, dass die Ereignisse von damals aufgearbeitet werden. Das muss nicht die Umbenennung des ganzen Quartiers bedeuten. Aber die Stadt soll sich gegenüber den Nachkommen der Opfer von 1914 zu ihrer Verantwortung bekennen.